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Schachschule 64 ::
Der Läufer im erfolgreichen EinsatzDruckspiel gegen BauernkettenIn reinen Läuferendspielen (wobei wir uns im Folgenden ausschließlich mit Stellungen beschäftigen, in denen beide Seiten einen Läufer derselben Farbe besitzen) kommt es sehr auf die Bauernstellung an. Die Bauern können vereinzelt sein oder paarweise auftreten, sie sind meist dynamisch, ihre Struktur kann also durch das Vorziehen eines oder mehrerer Bauern rasch geändert werden, und hier lassen sich für den Einsatz eines Läufers keine allgemeingültigen Regeln aufstellen. In der Praxis kommen jedoch oft - sogar sehr oft- statische Bauernstrukturen vor. Die häufigste Form ist die sogenannte Bauernkette, also zusammenhängende Bauern eines Lagers auf einer Diagonale. Eine Bauernkette bietet den Vorteil, dass jeder Bauer den schräg vor ihm stehenden deckt. Eine gegnerische Figur kann in der Regel ohne sich zu opfern nur die Basis der Bauernkette schlagen, in dem gleich folgenden Beispiel wird es ein Bauer auf g3 sein. ![]() Halten wir fest: während die schwarzen Bauern weiße Felder kontrollieren (b3, c4, e4, f3 und h3) und gut mit dem auf den schwarzen Feldern patrouillierenden Läufer harmonieren, hat der Anziehende auf den weißen Feldern nichts entgegenzusetzen. Weiß am ZugBei einem Blick auf das erste Diagramm sieht man sofort, keiner der Läufer kann einem König etwas antun, Läuferschachs bringen keinen in Bedrängnis. Aber der schwarze König steht bereit, über d5-c4 oder d5-e4 ins weiße Lager einzudringen, wogegen sich Weiß nur mit Kd3 stemmen kann. Und bei Stellung der Könige auf d3 und d5 besitzt Schwarz einen Raumvorteil, das ist schon ein gewichtiger Faktor. Bei einer Stellungseinschätzung fragt man sich natürlich auch: Wie steht es mit den Figuren? Ist an meiner Figurenstellung etwas auszusetzen, kann etwas verbessert werden; und wie ist es beim Gegner? Es gibt neben Königen und Bauern nur zwei Läufer auf dem Brett. Der größte Feind des Läufers sind "verrammelte" Stellungen, in denen er sich nicht oder nur eingeschränkt bewegen kann. Dies ist hier nicht der Fall, beide Läufer haben freie Diagonalen; im Unterschied zum schwarzen Läufer eignet sich der weiße allerdings nur für Verteidigungszwecke, Bauern attackieren kann ausschließlich der Läufer des Nachziehenden. Und wie stehen die Bauern: Gibt es Schwächen, wenn ja, wie schützt man sie, und wie ist es analog um die gegnerische Bauernstruktur bestellt? Es befinden sich zwei kurze festgelegte Bauernketten auf den Felder g3 + f4 bzw. g4 + f5. Da wird sich nichts rühren. Die Bauern am Damenflügel sind nicht ineinander verkeilt, aber viel Bewegung ist auch da nicht zu erwarten. Allerdings tun sich hier auf den Feldern b3 und b4 gewaltige "Löcher" auf, man spürt förmlich wie es den schwarzen König wie auf einer Rutsche von d5 nach b3 zieht, um die Basis der Kette a3/b2 zu pulverisieren. Aber auch die Bahn d5-f3 lockt, wo der Bauer g3 unter Beschuss geraten könnte. Die allgemeine Stellungsbilanz fällt zweifellos für Schwarz günstiger aus; berücksichtigt man zusätzlich die erwähnte Regel (die eigenen Bauern gehören nicht auf die Läuferfarbe des gegnerischen Läufers), so diagnostiziert man zwei weitere Pluspunkte für Schwarz: 1) Der Nachziehende hat seine vier Bauern allesamt auf weiße Felder gestellt, wo ihnen der gegnerische Läufer nichts anhaben kann. 2) Die weißen Bauern sind ungünstig postiert, sie stehen allesamt auf der Felderfarbe des gegnerischen Läufers. Diese Faktoren sind zusammen genommen spielentscheidend. Schwarz hat gar keine Sorgen (seine Bauern stehen richtig auf weißen Feldern, sind also vom Läufer unangreifbar) und kann sowohl mit seinem König, als auch mit seinem Läufer Ziele im gegnerischen Lager ansteuern. Der eine Gewinnweg besteht in dem Königsmarsch nach b3, der andere im Angriff auf den Bauern g3. Erste Variante: Der schwarze König dringt ein1. Kd3 Kd5 2. Lg7 Oder 2. Lf6, 2. Lh8 oder schließlich 2. Lb4, in allen Fällen folgt ein Läufermanöver wie in der Partie: 2. …Lb6 Es droht …Lf2, gefolgt von dem Schlagen auf g3. 3. Ke2 Die Überdeckung von g3 mit dem Läufer, 3. Lf6 Lf2 4. Lh4, verliert nach 4. …Ld4 5. Kc2 Ke4 gefolgt von …Kf3 und …Lf2xg3. 3. …Kc4 4. Lf6 Kb3 5. Le5 Kc2 ![]() Es droht die Überführung des Läufers nach c1, etwa 6. Lf6 La5 7. Le5 Ld2, gefolgt von …Lc1xb2. 6. Lc3 Lc5 Es droht die einfache Kombination 7. …Lxa3 8. bxa3 Kxc3. 7. Le5 b4 8. axb4 Lxb4, und das bereits aufgezeigte Manöver …Ld2-c1xb2 entscheidet. Zweite Variante: Erstürmung der Schwäche g3Die Königswanderung nach b3 kann verhindert werden mit (von der Stellung des ersten Diagramms ausgehend) 1. Kd3 Kd5 2. Ld4, aber dann ist der weiße König weit von dem Bauern g3 entfernt und kann ihn vor einer Attacke des gegnerischen Läufers nicht retten: 2. …La5 Droht …Le1 mit Angriff auf die eingangs erwähnte Schwäche g3. 3. Lf2 ![]() Hier ist auch …b4 eine gute Möglichkeit, aber das klassische Spiel auf zwei Schwächen (gemeint sind die Punkte b2 und g3) ist anschaulicher: 3. …Ld8 Es droht. …Lf6. 4. Ld4 Le7, und Weiß befindet sich im Zugzwang, also in einer Stellung, in der jeder Zug die eigene Stellung verschlechtert. Zieht der König nach c3 oder e3, so öffnet sich auf e4 oder auf c4 ein Einfallstor für den schwarzen König. Zieht der Läufer auf ein Feld auf der Diagonale g1-a7, greift …Lf6 sofort die Schwäche b2 an. Und wenn der Läufer auf der Diagonale a1-h8 bleibt, z. B. 5. Lc3, dringt der schwarze Läufer ein: 5. …Lc5 droht …Lf2 6. Le1 Ld4 und die Ernte beginnt. Das alles ging so wunderbar auf, weil die schwarzen Bauern auf den weißen Feldern stehen, so dass der gegnerische Läufer sie nicht angreifen kann. Schauen wir uns nun eine Partie an, gespielt in der "höchsten Etage", unter Beteiligung eines späteren Weltmeisters und eines weltbekannten Großmeisters. Französisch C 06 |
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