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Schachschule 64 ::
Der Läufer – diesmal im RampenlichtErfolgreicher Einsatz gegen den Springer (2)Bereits in der letzten Folge beschäftigten wir uns mit dem Läufer und seinen Stärken im Kampf gegen seinen natürlichen Widersacher, den Springer. Erläutert wurde dabei das Motiv des Abschneidens. Diesmal widmen wir uns der schwierigen Thematik des Tempogewinns. Schwierig deshalb, weil es in Endspielen mit Läufer gegen Springer an dem hilfreichsten Werkzeug im Schach - einer Faustregel für die Behandlung klar definierter Stellungen - mangelt. Bereits Paul Keres stellte fest, dass es "in Endspielen mit Läufer und Bauer gegen Springer keine systematischen Merkmale gibt, wonach man einen Sieg oder ein Remis feststellen könnte", und er riet dazu, durch Anschauen praktischer Beispiele ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie man derartige Stellungen behandeln muss. Wir beherzigen den Rat des Schachtitans, können aber trotzdem nicht anders, als vor den konkreten Beispielen eine wichtige Information hervorzuheben: Ein Springer kann ein und dasselbe Feld nur in einer geraden Anzahl von Zügen erreichen, der Läufer unterliegt dieser Beschränkung nicht. ![]() Während der Springer aufgrund seiner Gangart nach jedem Zug die Felderfarbe wechselt und somit dieselbe Felderfarbe erst im übernächsten Zug wieder zu erreichen vermag, ist ein Läufer zwar an eine Farbe gebunden, dort aber kann er vor- und zurückziehen und in einem geeigneten Augenblick ein Feld unter Kontrolle nehmen. Wie man es auch wendet, der Springer benötigt immer eine gerade Anzahl von Zügen, um z. B. wieder auf dem Ausgangsfeld zu landen: Sc6-d8 = 2 Züge, Sb7-d6-f5-h6-f7-d8 = 6 Züge usw. Dem Läufer stehen die Diagonalen a1-h8 und a7-g1 zur Verfügung, und natürlich die sich jeweils neu auftuenden: Lg7-c3-d4 = 3 Züge, Le3-d2-a5-b6-g1-d4 = 6 Züge, usw. So kann ein Läufer im Kampf gegen den Springer mit Abwartezügen wertvolle Zeit gewinnen: ![]() In der letzten Folge haben wir gesehen, wie der Läufer einen am Rand stehenden Springer lahmlegt. Das bedeutet hier: Sobald der Springer, der als einziger die Umwandlung des Bauern verhindert, auf d8 steht, muss der Läufer in der Lage sein, das Feld d5 zu besetzen Anzug beliebig, Weiß gewinntDie Überführung des Läufers nach d5 muss in einem geeigneten Moment erfolgen. Nach den einleitenden Zügen 1. Le4 Sf7 wäre das sofortige 2. Ld5 ein reiner Zeitverlust, der Springer würde sich wieder nach d8 zurückziehen. Weiß muss folglich ein Tempo gewinnen mit 2. Lf3 Oder Lg2 , Lh1, Lc6, Lb7 oder schließlich La8, alles mit der gleichen Idee, nämlich 2. …Sd8 3. Ld5 wonach der schwarze Springer weder nach b7 noch nach f7 ziehen kann. Nicht ganz so einfach ist die Lösung in dem folgenden Stellungsbild, da muss man einen kleinen taktischen Trick kennen. ![]() Da die Bauernumwandlung 1. a8D?? nach …Sxa8 sofort zum Remis führt und der weiße König nicht ziehen darf, bleiben nur Züge des Läufers. Dieser kann zwar viele Felder erreichen, aber nicht jedes passt ins Konzept. Anzug beliebig, Weiß gewinntWie so oft im Schach, hilft auch hier bei der Suche nach dem richtigen Zug oder einem geeigneten Plan die Überlegung "was würde der Gegner ziehen, wenn er am Zug wäre". In der obigen Stellung würde Schwarz am Zug mit den Schachgeboten 1. …Sd7+ 2. Kc8 Sb6+ den gegnerischen König dauernd belästigen oder er würde nach 3. Kd8 Kb7 den Bauern gewinnen und remisieren. Es gilt also, den Zug …Sd7+ nicht zuzulassen: 1. Le6! Der Springer muss die Bauernumwandlung verhindern, also auf b6 ausharren. Der König muss ziehen: 1. …Kc5 Nach 1. …Kd6 2. Kb7 Kc5 gewinnt 3. Ld7 Sxd7 4. a8D. 2. Kb7 Kb5 3. Ld7+ und Weiß gewinnt nach a) 3. …Sxd7 4. a8D; b) 3. …Ka5 4. Le8 oder 3. …Kc5 4. Le8. Auch im nächsten Beispiel entscheidet das Tempospiel des Läufers. ![]() Weiß am Zug gewinntGelänge es Schwarz, mit dem König auf den Feldern f6, f7 oder f8 den weißen König zu behindern und mit seinem Springer entweder Schach zu bieten oder das Umwandlungsfeld zu blockieren, würde es Remis. Doch mit der Kontrolle über die Diagonale h5-e8 macht der weiße Läufer einen Strich durch die Rechnung: 1. Lg4! Kf7 1. …Kf6 2. Lh5 2. Lf3 Kf6 2. …Sg6 3. Lh5 3. Lh5 mit Gewinn. Nach dem gleichen Prinzip gewinnt die Läuferseite auch im nächsten Beispiel. ![]() Weiß am Zug gewinntZunächst erscheint der Gewinn kinderleicht: 1. Lb4 Sc7 2. Lc3 Sa8 3. La5 So, der Springer ist abgeschnitten, ist es vorbei? 3. …Sc7 Hm, hm - doch nicht abgeschnitten? Das Schlagen des Springers ergibt ein Patt! ![]() 4. Kb6! Sa8+ 5. Ka6 Jetzt, nachdem der König das Feld c6 geräumt hat, ergibt 5. …Sc7 6. Lxc7 kein Patt, und nach 5. …Kd7 6. Kb7 gewinnt Weiß leicht. – 1:0 Sie sahen die Grundschemen im Endspiel Läufer und Bauer gegen Springer. In Endspielen mit mehr Material auf dem Brett läuft es letztlich auf solche einfachen Stellungen bzw. Motive hinaus. Im folgenden Beispiel, nun bereits der Turnierpraxis entnommen, hat die Springerseite zunächst ebenfalls einen Bauern, kann ihn jedoch nicht halten. ![]() Konstantinopolski – Panow, 1956
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