Schach Magazin
Ausgabe 10 mit diesen zentralen Themen ::

„Einfach Spaß haben“






Siegerehrung beim stark besetzten Masters-Turnier der Männer. Von links nach rechts: Niclas Huschenbeth (3.Platz), Matthias Blübaum (Sieger) und Liviu Dieter Nisipeanu (Vizemeister).

Foto: Hartmut Metz


Die deutsche Spitze liegt eng beisammen. Beim German Masters in Magdeburg ging Alexander Donchenko hauchdünn als nationale Nummer eins ins Rennen. Ein einziger Zug kostete ihn die Position und Platz eins. Als der 22-Jährige in der fünften Runde die weiße Dame von g3 nach b8 spielte, sah das aggressiv aus. Doch der vermeintliche Angriff entpuppte sich als Eigentor. Matthias Blübaum konterte in seiner Lieblingseröffnung Französisch mit einem Qualitätsopfer. Fünf Züge nach dem Damenausflug verwaltete Donchenko nur noch eine Ruine. Sein ein Jahr älterer Konkurrent, der wie er der erfolgreichen "Prinzen"-Fördergruppe entsprang, vollstreckte zu seinem dritten Sieg in Folge. Zuvor hatte Blübaum Schlusslicht Daniel Fridman sowie mit Liviu-Dieter Nisipeanu den zweiten Rivalen um den Platz an der Sonne selbst aus dem Feld geschlagen. Zwei Remis wie am Turnieranfang genügten dem Lemgoer am Ende, um den Siegerscheck über 5 000 Euro einzustreichen.

[…]

Danach war der neuen deutschen Nummer eins klar, "dass ich sehr gute Chancen habe, die German Masters zu gewinnen". Um "wieder die Nummer eins" zu sein, musste er auch Liviu Dieter Nisipeanu überflügeln, und das gelang "mit meiner besten Partie gegen Dieter. Die war durchgängig gut", meinte Blübaum mit Blick auf die vierte Runde. Mit einem Wolga-Gambit-ähnlichen Bauernopfer verschaffte sich der 23-Jährige letztlich einen prächtigen Freibauern auf d6. Ein feilgebotenes Damenopfer durfte der Nachziehende mehrere Züge lang nicht annehmen. Mit feinen Zügen schloss der Turniersieger sein Meisterwerk ab.

Holländisch A 85
M. Blübaum - L. D. Nisipeanu
German Masters (4. Runde)


1. d4 d5 2. c4 e6 3. Sc3 Sf6 4. Sf3 c6 5. e3 Se4 6. Ld3 f5 7. Se5 g6 8. 0-0 Sd7 9. f4 Sxe5 10. fxe5 Le7 11. Sxe4 dxe4 12. Le2 In der frühen Eröffnungsphase wurden alle Springer flugs abgetauscht. Erwartet wurde nun die kurze Rochade, doch Nisipeanu überraschte das Publikum mit 12. …c5?!



Da stutzt der Beobachter, was ist mit 13. d5, wird Schwarz dann nicht total eingeengt? Bei näherer Betrachtung kommt man auf 13. …Lf8!?, um mit …Lg7 und Angriff auf den Bauern e5 fortzufahren. Führt man diese Idee weiter, 14. b3 Lg7 15. Lb2 Lh6 16. Dd2 Dg5, so entdeckt man manche interessante Variante, etwa
→   a) 17. Tf4 Dd8 18. Tf2 Dg5 19. Lc1 Lg7 20. Db2 exd5 21. cxd5 De7 und wundert sich zunehmend, wie schnell ein vermeintlich mächtiges Zentrum zusammenkrachen kann.
→   b) Eine andere Variante lautet 17. Lc1 Lg7 18. Dc3 0-0 19. d6 Td8 20. Td1 a5 nebst …b6 und …Lb7 mit nicht alltäglicher Stellung.

Auf jeden Fall war mit dem Vorstoß d4-d5 kaum ein klarer Vorteil zu erreichen. Blübaums Lösung ist viel besser:

Weiter geht es im Oktoberheft.



 


Preisverleihung ohne die beste deutsche Spielerin: Siegerin Fiona Sieber (links), mit einem halben Punkt Vorsprung vor Elisabeth Pähtz, und Hanna Marie Klek, die den dritten Rang erreichte, freuen sich dennoch.

Foto: Hartmut Metz


Bei den Frauen konnte Fiona Sieber ihren Erfolg nicht fassen. Schon vor dem letzten Duell mit der haushohen Topfavoritin Elisabeth Pähtz stand die 20-jährige Göttingerin als Gewinnerin der 3200 Euro Preisgeld fest. Die Weltklasse-Großmeisterin (5/7) konnte den Abstand mit ihrem dritten vollen Punkt in Serie lediglich auf einen halben Zähler verkürzen. „Der Sieg kam genauso überraschend wie der 2018 beim German Masters“, sagte Sieber. Die ehemalige U16-Europameisterin „wollte nur in die obere Hälfte kommen. Ich hatte nicht erwartet, vor Elisabeth zu landen – aber plötzlich lief es.“

[…]

Caro-Kann B 13
E. Pähtz - K. Kachiani-Gersinska
Magdeburg 2020, 3. Runde


1. e4 c6 2. d4 d5 3. exd5 cxd5 4. Ld3 Sc6 5. c3 Dc7 6. h3 Sf6 7. Sf3 g6 8. Dc2 Lg7 9. 0-0 0-0 10. Te1 a6 11. Sbd2 Sh5 12. Sb3 Sf4 13. Lf1 Se6 14. Dd1 b5 15. a3 Ld7 16. g3 Tfd8 17. Lg2 a5 18. Sh2?



Hier liegt der Quell allen kommenden Übels (aus Sicht von Weiß). Besser war 18.Sg5, um den Springer e6 zu beseitigen und damit das Feld c5 für den auf b3 wartenden Springer zu sichern.

Weiter geht es im Oktoberheft.

 
 
Auszug aus
"„Einfach Spaß haben“ | Blübaum und Sieber gewinnen die German Masters"
erschienen in

SCHACH MAGAZIN 64, Oktober 2020

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Designelement SM64-Kaleidoskop Designelement
  Remisschluss einmal anders

Zu der nachstehend abgebildeten Stellung kam es am im Januar beim Open in Gibraltar zwischen zwei Spielern der Weltklasse. Weiß hat einen Bauern mehr, kann aber die Punkteteilung – zu der es mehrere Wege gibt – nicht verhindern:

 

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