Die „kleine Schwester“ macht den Familientraum wahr
Weltmeisterin 2015 Maria Muzychuk (l.) und Vizeweltmeisterin Natalia Pogonina.
Foto: Anastasia Karlovich
Seit fast zwei Jahrzehnten hegte eine Familie aus der Westukraine einen Traum: Eine Tochter der Schachtrainer Oleg
und Natalia Muzychuk sollte Schachweltmeisterin werden. Nur dachten die Eltern und mit ihnen so ziemlich die ganze
Schachwelt dabei an die 1990 geborene Anna und nicht an die knapp zwei Jahre jüngere Maria. Die "große" Schwester war
auch lange Zeit die erfolgreichere der beiden: Anna Muzychuk sammelte bei Europa- wie auch bei den
Weltmeisterschaften Medaillen am laufenden Band, sie gewann bei der EM in allen Altersklassen bis auf U18 jeweils
Gold, einmal wurde sie auch Jugendweltmeisterin.
Maria spielte altersbedingt zwei Jahre später bei den gleichen Jugendmeisterschaften mit, auch sie war erfolgreich
(einmal Gold, zweimal Sieber, einmal Bronze), aber nicht ganz so wie ihre Schwester, von der man bald als von der
"besseren" (sprich spielstärkeren) Muzychuk sprach. Umso mehr als Anna in der Weltrangliste der Frauen bis auf den
dritten Platz hochkletterte, während Maria die Topten nie erreichen konnte.
[…]
Die Vorentscheidung fiel in der zweiten Partie, die Muzychuk gewann. Die übrigen Partien endeten remis, wobei in der
letzten noch Berichtenswertes geschah.
Spanisch C 95
M. Muzychuk - N. Pogonina
Finale, 2. Matchpartie
Auf dem Brett ist eine bekannt, sehr zähe Variante der Spanischen Partie, in der Karpows Plan Ta3 nebst Tea1
wiederholt geprüft wurde. Zu jener Zeit, als Karpow Weltmeister war und diese Variante spielte war Alexander
Beljawski sein Eröffnungsberater. Dieser für Slowenien spielende Ukrainer (der wie die Schwestern Muzychuk aus
Lemberg stammt) kennt aus jener Zeit die Geheimnisse der angewandten Eröffnung wie sonst kaum ein anderer. Bei der
Frauen-WM wirkte Beljawski als Berater mit. Er war zwar nicht vor Ort, aber in der Zeit von Internet und Skype kann
man die Schützlinge auch aus der Ferne gut betreuen wie zuletzt bei der WM zwischen Carlsen und Anand demonstriert
wurde.
Beljawski hatte vermutlich Muzychuk gesteckt, dass Weiß besser nicht auf der a-Linie und überhaupt am Damenflügel
vorgehen soll, sondern eher am Königsflügel, und zwar so: 20. f3 Sb6 21. a5 Sbd7 22. Sh1 Le7 Das Zentrum ist
geschlossen, der Damenflügel ebenfalls verriegelt, also kann man ruhig am Königsflügel loslegen. Dabei gilt aber die
alte Maxime "Eile mit Weile". Stark in Betracht kam nun 23. g3! mit der Idee des langsamen Vormarsches Sf2, Kg2, Th1,
h4 und erst dann g4. Muzychuk hat viele Stärken aber auch einige Schwächen, zu den letzteren zählt ihre Ungeduld.
23.g4?!
Nach dem Textzug hätte Pogonina die Schwächung der schwarzen Felder mit 23. …Lh4 24. Tf1 h6!! ausnutzen können.
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Auszug aus "Die „kleine Schwester“ macht den Familientraum wahr | Maria Muzychuk ist die neue Schachweltmeisterin"
erschienen in
Zu der nachstehend abgebildeten Stellung kam es am im Januar beim Open in Gibraltar zwischen zwei Spielern der
Weltklasse. Weiß hat einen Bauern mehr, kann aber die Punkteteilung – zu der es mehrere Wege gibt – nicht verhindern:
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