Teimour Radjabov (l.) konnte in der dritten Finalpartie ausgleichen und schließlich den höher eingeschätzten
Chinesen Ding Liren im Stichkampf besiegen.
Nach seiner Niederlage in der zweiten Partie des Weltcup-Finales gegen den an eins gesetzten Chinesen Ding Liren,
blieb Radjabov gelassen und meinte: "Natürlich freue ich mich nicht, aber irgendwann in diesem Turnier musste das
passieren. Psychologisch war ich auf eine solche Niederlage von Anfang bis Ende des Turniers eingestellt. Alles ist
möglich, man kann immer verlieren … das passiert, das ist normal - das gehört zum Schach dazu!"
Tatsächlich schlug Radjabov dann gleich am nächsten Tag zurück und brachte Ding, der in Partien mit klassischer
Bedenkzeit als fast unschlagbar gilt, dessen erste Niederlage im Turnier bei. (Letztes Jahr gelang Ding eine Serie
von 100 Partien ohne Niederlage in Folge, und vor seiner Niederlage gegen Radjabov hatte er schon mit einer zweiten
imposanten neuen Serie ohne Niederlage begonnen.)
Das Weltcupfinale begann fast vier Wochen nachdem sich die Spieler zur ersten Runde des Weltcups an die Bretter
gesetzt hatten und wurde erst im Tiebreak entschieden. Ding wirkte dabei nervös und ausgelaugt, Radjabov machte einen
ruhigen und gelassenen Eindruck.
[…]
Werfen wir nun einen längeren Blick auf das zentrale Match dieses Wettbewerbs. Mit der folgenden Partie ging Ding in
Führung. Sie wurde nach dem Turnier von einer Jury als beste Partie des Weltpokals 2019 prämiiert.
Englisch A 19
Ding Liren - T. Radjabov
Finale, 2. Matchpartie
1. c4 Sf6 2. Sc3 e6 3. e4 c5 4. e5 Sg8 "Ich wollte nichts Langweiliges spielen", erklärte Radjabov, "deshalb
hatte ich nichts gegen eine Variante, in der mein Springer nach g8 geht!" 5. Sf3 Sc6 6. d4!? Ein
positionelles Gambit, das der englische GM Tony Miles in den 1970ern populär gemacht hat.
6. …cxd4 7. Sxd4 Sxe5 8. Sdb5 "Diese Variante hatte ich vorbereitet", verriet Ding, der in der ersten Runde
des World Cups hier auch 3. e4 gespielt hat, "aber schon vor langer Zeit." 8. …a6 9. Sd6+ Lxd6 10. Dxd6 f6
11. Le3 Se7 12. Lb6 Sf5 13. Db4 Sc6 14. Dc5
14. …De7 "Eine andere Möglichkeit ist 14. …d6", erklärte Ding, "aber das Endspiel nach 15. Lxd8 dxc5 16. Lb6
ist etwas besser für Weiß. Doch nach 14. …De7 habe ich vergessen, ob ich auf e7 nehmen oder rochieren soll."
15. 0-0-0 "Ich habe gedacht, dass er nach 15. Dxe7+ Scxe7 16. 0-0-0 vielleicht mit 16. …d5!? ausgleichen kann",
erklärte Ding. "Aber ich wollte, dass die Stellung kompliziert bleibt."
Weiter geht’s in der Novemberausgabe 2019.
Neues World Cup Format
2021 bekommt der World Cup ein neues Format, bei dem die 50 besten Spieler in der ersten Runde ein Freilos erhalten,
während 156 weniger starke Spieler versuchen, einen der 78 Plätze der zweiten Runde zu ergattern.
Der erweiterte World Cup bietet jedem der 100 bestplatzierten Länder der Schacholympiade 2020 (die ebenfalls in
Chanty Mansijsk stattfindet) die Möglichkeit, einen Spieler zu nominieren.
Der Nachteil des neuen Formats besteht darin, dass Spieler, die in der ersten Runde ausscheiden, weniger Preisgeld
als jetzt bekommen, was dazu führen könnte, dass die Kosten für die Teilnahme am World Cup für Spieler, die nach drei
Tagen wahrscheinlich schon aus dem Rennen sind und aus weit entfernten Ländern kommen, zu hoch sind. (Spieler, die
beim World Cup starten, müssen ihre gesamten Kosten selber tragen.)
Das neue Format könnte auch das Ende der langen Tradition der Zonenturniere bedeuten. Europa hat die meisten
Zonenturniere bereits zugunsten einer Europameisterschaft mit vielen Qualifikationsplätzen aufgegeben, aber in
vielen anderen Teilen der Welt zieht man regionale Zonenturniere weiterhin vor. Aber da so viele Plätze beim neuen
World Cup Format an Spieler gehen werden, die sich über die Olympiade qualifizieren, wird man sich in den
Zonenturnieren wahrscheinlich nicht mehr für den World Cup qualifizieren können, sondern alle noch vorhandenen Plätze
werden wahrscheinlich in Kontinentalturnieren ermittelt werden.
Auszug aus
"Entspannt und unbekümmert | Radjabovs Erfolgsformel bei seinem Sieg im Weltcup"
erschienen in
Zu der nachstehend abgebildeten Stellung kam es am im Januar beim Open in Gibraltar zwischen zwei Spielern der
Weltklasse. Weiß hat einen Bauern mehr, kann aber die Punkteteilung – zu der es mehrere Wege gibt – nicht verhindern:
Jahrgangsschuber
Der Preis pro Stück für 12 Ausgaben – inklusive Porto und Schutz-Verpackung beträgt € 14,90 Bestellungen bitte unter Tel.: (0421) 36 90 325