Turnierdirektor John Ashworth überreicht den Siegpreis an den Turniersieger Sarunas Sulskis
Hastings ist das älteste regelmäßig stattfindende Schachturnier der Welt. Kein Schachturnier kann auf eine solche
Tradition zurückblicken wie das seit über 100 Jahren „zwischen den Jahren“ stattfindende Turnier im englischen Seebad
Hastings. Fast alle Weltmeister gaben sich im „Wimbledon des Schachs“ die Ehre. Das wie Wijk aan Zee/Tata-Steel
(erste Austragung 1938) regelmäßig ausgetragene Turnier zog neben der Elite auch interessante Schachpersönlichkeiten
an. Aus der Fülle der bemerkenswerten Charaktere, die in Hastings ihre Aufwartungen machten, möchte ich drei Spieler
herausstellen, die ich in unserem Buch (Jürgen Brustkern und Norbert Wallet „100 Jahre Schachturniere in Hastings“
Beyer Verlag 2021) neben 40 anderen „vergessenen Meistern“ beispielhaft nenne.
Der Franko-Amerikaner GM Nicolas Rossolimo (1910-1976) landete bei seinen drei Teilnahmen in Hastings immer im
Vorderfeld. Neben seiner spielerischen Klasse besaß er eine bemerkenswerte Eigenschaft: Stellungen, die ihm
perspektivlos erschienen, gab er einfach auf! Denn Zitat „Ich werde für das Schach als Kunst kämpfen. Ich werde nicht
zum Monster!“
[…]
Den besten Start erwischte mit sagenhaften 6 aus 6 der litauische Großmeister Sarunas Sulskis. Nach einer
vermeidbaren Niederlage gegen den späteren zweitplatzierten jungen Ungarn Bence Korpa kam zwischenzeitlich etwas Sand
ins Getriebe, aber mit zwei nachfolgenden ausgekämpften Unentschieden verteidigte er seine Führung und wurde am Ende
mit acht Punkten verdienter Turniersieger.
Ausschlaggebend für seinen späteren Erfolg war die Begegnung mit dem britischen unermüdlichen Spieler IM Brandon
Clarke, welche ihn mit 6 aus 6 an die Tabellenspitze katapultierte. Sulskis hält diese Partie für seine beste
Leistung und war so freundlich, diese Begegnung exklusiv für die Leser des Schach-Magazin 64 im Informator-Stil zu
kommentieren (die erklärenden Texte stammen vom Berichterstatter).
Spanisch C 80
B. Clark (Elo 2484)
S. Sulskis (2492)
Hastings (6), 2023
11.Lxe6 Das scharfe 11.Sg5!? war zwei Mal Thema im New Yorker WM-Match Kasparow-Anand (1995): 11.…dxc3 12.Sxe6 fxe6
13.bxc3 Dd3 14.Lc2!! (14.Sf3 0–0–0! 15.De1 Sxb3 16.axb3 Kb7 17.Le3 Le7 18.Lg5 h6 19.Lxe7 Sxe7 20.Sd4 Txd4 21.cxd4
Dxb3 22.De3 Dxe3 23.fxe3 Sd5 24.Kf2 Kb6 25.Ke2 a5 26.Tf7 a4 27.Kd2 c5 28.e4 remis, Kasparow-Anand, New York 1995.)
14.…Dxc3 15.Sb3 Sxb3 16.Lxb3 Sd4 17.Dg4 Dxa1 18.Lxe6 Td8 19.Lh6 Dc3 20.Lxg7 Dd3 21.Lxh8 Dg6 22.Lf6 Le7 23.Lxe7 Dxg4
24.Lxg4 Kxe7 25.Tc1 c6 26.f4 a5 27.Kf2 a4 28.Ke3 b4 29.Ld1 a3 30.g4 1:0 im 38.Zug, Kasparow-Anand, New York 1995.
(JB)
11.…fxe6?! Meine vielleicht bizarrste Entscheidung in dieser Partie war 11.…fxe6 anstelle des üblichen Rückschlags
11.…Sxe6. Zu Hause hatte ich ernsthaft ein normales 11.…Sxe6 vorbereitet. In der Eröffnung spielte mein Gegner
schnell, nahm meinen Läufer auf e6 und hier begann ich am Brett nachzudenken, warum alle Menschen auf der Welt
automatisch 11.…Sxe6 antworten und niemand mit dem Bauern zurückschlägt. Ich sah, dass 11.…fxe6 große Risiken birgt
und meinen hervorragenden Start (5 aus 5) gefährden könnte, aber ich konnte keine direkte Widerlegung erkennen, also
entschied ich mich nach etwa 15 Minuten Zögern, es zu wagen.
Die Stellung, die nach dem „normalen“ Sxe6 entsteht, ist eine „unglückliche Jugendliebe“ von Viktor Kortschnoi, der
in seinem zweiten WM-Match gegen Karpow drei Partien in dieser Variante verlor, und später chancenlos mit 2:6
unterging. 11.…Sxe6 12.cxd4 Scxd4 13.Se4 Le7 14.Le3 Sf5 15.Dc2 0–0 16.Seg5 Lxg5 17.Sxg5 g6 18.Sxe6 fxe6 19.Tae1 Dd5
20.b3 Tac8 21.Lc5 Tfd8 22.h3 Dc6 23.b4 Td7 24.Td1 Tcd8 25.Txd7 Txd7 26.Te1 Dd5 27.a4 Sh4 28.f3 Sf5 29.axb5 axb5
30.De2 remis, Karpow-Kortschnoi, Meran 1981.
Zu der nachstehend abgebildeten Stellung kam es am im Januar beim Open in Gibraltar zwischen zwei Spielern der
Weltklasse. Weiß hat einen Bauern mehr, kann aber die Punkteteilung – zu der es mehrere Wege gibt – nicht verhindern:
Jahrgangsschuber
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