Schach Magazin
Ausgabe 12 mit diesen zentralen Themen ::

Jugendweltmeisterschaften erreichen schacholympische Dimensionen





Foto: Cathy Rogers

Bei der Siegerehrung erinnerte der Ehrengast Garry Kasparow (l.), der auch die Preise überreichte (zu sehen sind die U8-Preisträger Nodirbek Abdusattorov, Ahmet Uzumcu und Christopher Shen) an die Zeiten, als er selbst noch bei Jugendturnieren mitspielte und dabei zweimal einen vergeblichen Anlauf auf einen Medaillenrang unternahm. Damals, in den späten 70er Jahren spielten noch alle zusammen in einer Gruppe und die Teilnehmerzahlen waren knapp dreistellig. Heute wird die Meisterschaft in 12 separaten Turnieren ausgerichtet, die der Altersklassen U8 bis U18, jeweils für weibliche und männliche Jugend. In fast jedem der Turniere spielte eine dreistellige Anzahl von Jugendlichen bzw. Kindern mit; die kleinste Veranstaltung war die U8-Meisterschaft der weiblichen Jugend mit immerhin 91 Mädchen, in der U10 (offene Klasse) waren es 192.




In der Zeit vom 7. bis zum 19. November war Maribor ganz in der Hand der Schachspieler. Bei der diesjährigen Austragung der Jugendweltmeisterschaften wurden mit 1584 Teilnehmerinnen und Teilnehmern schacholympische Dimensionen erreicht; zusammen mit den Begleitpersonen, Schiedsrichtern, Funktionären und Turnierhelfern kamen rund drei Tausend mit dem Schachspiel verbundene Menschen aus 91 Nationen in die zweitgrößte Stadt Sloweniens,genauer in ein rund sechs Kilometer außerhalb liegendes Sportzentrum. Dieser Massenansturm stellte die Organisatoren vor Probleme. Als sie sich vor vier Jahren bewarben und den Zuschlag bekamen, rechneten sie mit rund Eintausend Teilnehmern, und es kamen fast sechs Hundert mehr. Die Hotels in und rund um Maribor waren schnell ausgebucht, und so mussten einige Delegationen auf Sporthotels und Hütten in dem umliegenden Skisportgebiet ausweichen. Das hatte zur Folge, dass einige der Teilnehmer in einer Gondel zur Runde einschwebten; beschwert hat sich - was Wunder - niemand. Jedenfalls nicht darüber. Es gab aber auch Kritik an Organisationsmängeln.

[…]

Der Ameisenhaufen


Am Spielort selbst verwandelten die Scharen aus aller Herren Länder die große Basketballhalle in einen "Ameisenhaufen". So hoch war die Beteiligung, dass drei der zwölf Gruppen (U10 und beide U8-Wettbewerbe) ins benachbarte Hotel ausgelagert werden mussten.

[…]

In der offenen U8-Klasse gewann der Usbeke Nodirbek Abdusattorov mit 10 aus 11, eine Klasse Leistung, auch wenn er zugegeben in einer Runde die Unterstützung seines Gegners hatte. Aber etwas Glück gehört nun einmal dazu, und in Verluststellungen "gut schwindeln" zu können, macht auch einen Teil der Spielstärke aus.



P. Mohammadi Arbati (IRI, 1653)
N. Abdusattorov (UZB, 1949)
Weiß am Zug


Abdusattorov hatte in der Eröffnung einen Bauern eingestellt, später kam ihm noch ein anderer abhanden und nach 59 Zügen ergab sich dieses Endspiel. Wegen des rückständigen schutzbedürftigen Bauern auf a3 ist der weiße Gewinn nicht trivial, aber mit einer Niederlage des Weißen hatte nun einmal niemand gerechnet. Doch es kam so: 60. Df4!? Dxf4! 61.gxf4 Kf6 62. Kg3 Ke6 63. Kg2 Kf6 64. Kf3 Kf5 65. Ke3 Kg4 66. Kd4!



Der weiße König ist im Quadrat, so dass a3-a4 in der Luft hängt und nach 66. …Kxh4 67. a4 bxa4 68. b5 a3 69. Kc3 auch gewinnt. Schwarz spielte jedoch 66. …Kxf4! und reduzierte damit geschickt seine Verlustchancen. Selbst die für Weiß beste Variante 67. a4! bxa4 68. b5 a3 69. Kc3 Ke5 70. Kb3 Kd6 71. Kxa3 g5 72. hxg5 h4 73. g6 h3 74. g7 h2 75. g8D h1D bietet Schwarz noch gewisse praktische Chancen, und der Partiezug 67. Kc5? bringt sogar den Weißen in Schwierigkeiten: 67. …g5! 68. a4 bxa4 69. b5? Danach gewinnt Schwarz sogar: Notwendig war 69. hxg5 Kxg5 70. b5 a3 71. b6 a2 72. b7 a1D 73. b8D Dc3+ 74. Kd6 Dd4+ 75. Kc6 mit einem haltbaren Damenendspiel. 69. …a3 70. b6 a2 71. b7 a1D 72. b8D+ De5+! Auweia! 73. Dxe5+ Kxe5 74. hxg5 h4 75. f4+ Kf5 0:1

 


Auszug aus
"Jugendweltmeisterschaften erreichen schacholympische Dimensionen | Rekordbeteiligung von 1584 Teilnehmern"
erschienen in

SCHACH MAGAZIN 64, Dezember 2012

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  Remisschluss einmal anders

Zu der nachstehend abgebildeten Stellung kam es am im Januar beim Open in Gibraltar zwischen zwei Spielern der Weltklasse. Weiß hat einen Bauern mehr, kann aber die Punkteteilung – zu der es mehrere Wege gibt – nicht verhindern:

 

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