Schach Magazin
Ausgabe 7 mit diesen zentralen Themen ::

Gefüllte Preistöpfe bei den schnellen Disziplinen




Foto: Anastasia Karlovich

Die Erstplatzierten beider Wettbewerbe (v. l.): (Schnellschach) Humpy Koneru (Platz 3), Alexandra Kosteniuk (2.), Antoaneta Stefanova, (Blitz) Siegerin Valentina Gunina (verdeckt), Natalia Zhukova (Platz 2) und Anna Muzychuk.


Wer die Musik bezahlt, bestimmt was gespielt wird. Und wer sagt denn, dass eine Weltmeisterschaft immer vom Weltschachverband ausgetragen werden muss. Die FIDE ist in den letzten zwei Jahrzehnten ohnehin eine Weltverbandorganisation, die viele Veranstaltungen "aus dem Bauch heraus" organisiert oder geschickt delegiert. Blitz- und Schnellschach haben ohnehin noch keine Tradition. Wenn sich ein Veranstalter findet, dann bekommt der von der FIDE per Beschluss des Präsidiums einen offiziellen Stempel, Hauptsache ist natürlich, dass das Geld stimmt. Beim Blitzschach haben die Frauen nach 1992 und 2010 im Juni 2012 erst zum dritten Mal zusammengesessen (siehe SM64 Nr. 11/2010, S. 24 - 26) und beim Schnellschach zuvor noch nie.

Auf europäischer Ebene traf man sich ab und an, entweder weil in Ländern ein Geldtopf vorhanden war (z. B. Rumänien 2007) oder jüngst als Anhang zur Frauen-EM in der Türkei (siehe SM64 Nr. 4/2012, S. 9). Über die diesjährigen Welt-Championate meinte die Russin Natalia Pogonina auf ihrem populären Blog: "Die Nachricht kam für viele Spieler als angenehme Überraschung. Sonst findet entweder eine der Meisterschaften oder auch gar keine statt." Wer kann es den Spiele-rinnen verdenken, über die plötzlichen zusätzlichen Einnahmequellen erfreut zu sein? Mit Ex-Weltmeisterin Antoaneta Stefa-nova und der aktuellen Frauen-Europameisterin Valentina Gunina setzten sich schließlich ein bekannter und ein eher neuer Name durch. Und alles in Georgien, wo momentan im Schach ein Boom herrscht.



[…]

Spielerinnen ab Elo 2300 durften teilnehmen; Spielerinnen ab Elo 2500 und ehemalige Olympiade-Siegerinnen und Weltmeisterinnen bekamen spezielle Konditionen. So verteilte sich die halbe Hundertschaft auf 18 Nationen, darunter aus Deutschland Elisabeth Pähtz und aus georgischer Sicht natürlich besonders erfreulich auch ehemalige Schachlegenden wie Ketevan Arakhamia-Grant, die zwar seit über 15 Jahren in Schottland beheimatet ist, aber in ihrem Geburtsland besonderen Status genießt, der bis in Sowjetzeiten zurückreicht (1983 und 1984 als 15- bzw. 16-Jährige Frauenmeisterin der georgischen Sowjetrepublik und 1985 U20-Weltmeisterin). Die Gastnation stellte 17 Teilnehmerinnen - und dies ohne Wildcards. "Alle unsere 17 Starter erfüllten das Spiellevel von Elo 2300 und höher", erklärte Giorgadze sichtlich stolz. Fünf Ex-Weltmeisterinnen kamen: Nona Gaprindaschwili, Maja Tschiburdanidze, Zhu Chen, Antoaneta Stefanova und Alexandra Kosteniuk. Einzig die amtierende Hou Yifan war verhindert, denn daheim in China traf sie in einem Qualifikationsturnier für die kommende Schach-Olympiade auf die geballte Herren-Power.

[…]

In ganz anderen Gefühlswelten kam Ex-Weltmeisterin Stefanova an! Über drei Tage mit jeweils drei Runden und zwei Runden zum Abschluss verteilten sich die Partien mit 25 Minuten plus 10 Minuten Zeitzugabe. Die Bulgarin kam gut rein und führte zur Halbzeit zusammen mit Humpy Koneru, der Startranglistenersten, mit fünf Punkten aus sechs Partien. Doch während die Inderin in Runde acht gegen die Ukrainerin Katerina Lahno unterlag, punktete die Bulgarin gegen die Georgierin Nino Khurtsidze voll. Auch hier passierten nicht viele Züge.

Damenindisch E 14
A. Stefanova (BUL, 2518)
N. Khurtsidze (GEO, 2456)


1. d4 Sf6 2. Sf3 e6 3. e3 c5 4. Ld3 b6 5. 0-0 Lb7 6. c4 Le7 7. Sc3



Stefanova liebt diese einfache, aber gesunde Figurenaufstellung. Um den Damenläufer c1 sorgt sie sich nicht, denn gleich wird er (es geschieht 7…cxd4) mit freundlicher Hilfe der Gegnerin aktiviert. Und was ist, wenn die Gegnerin nicht so freundlich ist und nicht auf d4 schlägt? Nun ja, was soll sie spielen? 7. …0-0 ist bereits nachteilig, wie die Variante 8. d5 exd5 9. cxd5 Sxd5 10. Sxd5 Lxd5 11. Lxh7+ Kxh7 12. Dxd5 zeigt, und 7. …d5 überlässt Weiß gutes Spiel auf der Diagonale a4-a8: 8. cxd5 exd5 (Oder …Sxd5 9. Lb5+ Lc6 10. Se5!) 9. Da4+ Lc6 10. Lb5 Lxb5 11. Dxb5+ Dd7 12. Se5 Dxb5 13. Sxb5 Sa6 14. b3, und hier hat der Damenläufer auf der Diagonale a1-h8 eine Zukunft. 7. …cxd4 8. exd4 d5 9. cxd5 Sxd5 10. Se5 0-0 11. Dg4 Sf6 12. Dh4 Se4?! 13. Dh3 Dxd4 14. Lf4 f5 Khurtsidze verließ sich auf diesen Zug, der den Punkt h7 vor dem gegnerischen Zugriff schützt, aber das Unglück kam von der anderen Seite: 15. Lc4 Nun scheitert 15. …Ld5 an 16. Lxd5 exd5 17. Tad1 Dc5 18. Sxe4 dxe4 (18. …fxe4 19. De6+ Kh8 20. Txd5! und Sf7+.) 19. Db3+ Kh8 20. Tc1 Db4 21. Sf7+ 15. …Tf6 16. Tad1 Dc5 17. Sxe4 Lxe4



18. Lxe6+! Txe6 19. Db3 Dc8 20. Td7! Sxd7 21. Dxe6+ Kh8 22. Sf7+ Kg8 23. Sd6+ mit Damengewinn 1:0 So kam es in Runde neun zum Showdown Lahno gegen Stefanova, die beide bei 6,5 Punkten standen. Es wurde ein "Spiel auf ein Tor" und Weiß konnte sich fast aussuchen, wie der in der Mitte hängengebliebene König zur Strecke gebracht werden sollte.

 
Auszug aus
"Gefüllte Preistöpfe bei den schnellen Disziplinen | WM-Titel für Stefanova und Gunina"
erschienen in

SCHACH MAGAZIN 64, Juli 2012

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  Remisschluss einmal anders

Zu der nachstehend abgebildeten Stellung kam es am im Januar beim Open in Gibraltar zwischen zwei Spielern der Weltklasse. Weiß hat einen Bauern mehr, kann aber die Punkteteilung – zu der es mehrere Wege gibt – nicht verhindern:

 

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