Schach Magazin
Ausgabe 1 mit diesen zentralen Themen ::

Oh wie schön ist Panama




Sergei Tiviakov, hier vor der Skyline der Hauptstadt Panama-City, wurde seiner Favoritenrolle gerecht und gewann das Open | Foto: Thomas Lochte


"Was liegt für Tiger und Bär näher als die Vermutung, dass es irgendwo auf der Welt ein Land gibt, das Panama heißt und in dem es überall nach Bananen riecht?" Der inzwischen weltberühmte Buchautor und Zeichner Janosch hat mit solchen Worten einmal die Sehnsucht umschrieben, die nicht nur Kinder an unbekannte, geheimnisvolle Orte zieht: Panama, das kleine Land nahe dem Äquator, war zumindest für Schachspieler lange Zeit so ein "weißer Fleck" auf der Landkarte - bis im Laufe des Jahres im Internet die Ausschreibung zum "1er Torneo Abierto de Ajedrez Ciudad de Panama" auftauchte, zum ersten internationalen Schachereignis in diesem Staat seit angeblich 40 Jahren. Und so machten sich einige reiselustige Europäer Ende Oktober, Anfang November auf, jenes unbekannte Territorium zu erkunden und herauszufinden, ob es dort tatsächlich "überall nach Bananen riecht". Cheforganisator José Carillo Puyol hielt für die aus Übersee anreisenden Turnierteilnehmer - darunter per Direktflug aus Amsterdam der in den Niederlanden lebende Elo-Favorit Sergei Tiviakov (2650) - schon mal einen gut organisierten Shuttle-Service bereit: Auf diese Weise erreichte man sein jeweiliges Quartier auch dann noch zuverlässig, wenn man nach rund 14 Stunden Flug (wie Ihr Berichterstatter) von München über Atlanta/USA auch noch eine Zusatz-Stunde auf dem Flugplatz verbracht hatte, weil etwa die Abfertigungshangars blockiert waren. In Panama-City empfing einen dann spät nachts erst mal ein warmer Regen, wie er dort jeden zweiten, dritten Tag niederzugehen pflegt: Man befindet sich halt in den Tropen, und das bedeutet im schönen Wechsel sintflutartige Regengüsse und Mittagstemperaturen jenseits der 30 Grad Celsius.

[…]

Es folgt eine interessante Partie des Berichterstatters, von IM Otto Borik kommentiert.

Italienisch C 54
S. Zepeda (San Salvador, 2059)
T. Lochte (Deutschland, 2172)
1. e4 e5 2. Lc4 Sf6 3. De2 Sc6 4. Sf3 Lc5 5. c3 0-0 6. 0-0 d6 7. b4 Lb6 8. d3 Lg4 In Betracht kommen nun manche Züge wie 9. Sbd2, 9. a4 oder 9. Le3. In der Partie geschah 9. h3?



Vor zehn Jahren wurde in Lansing eine Partie La Forge-Gregg gespielt, in der Schwarz automatisch den Läufer zurückzog, 9. …Lh5, und nach einem weiteren nicht sonderlich interessanten Verlauf wurde der Punkt geteilt. In Panama 2011 geschah 9. …Sd4!! 10. cxd4 Lxf3 Weiß schlug nun mit der Dame 11. Dxf3 und nach 11. …Lxd4 holte sich Schwarz das Material mit Zinsen zurück; er gewann dann im tiefen Endspiel 0:1/64.

Die eigentliche Pointe der schwarzen Kombination offenbart sich nach 11. gxf3 Lxd4 12. Lb2 Dies rettet zwar den Turm a1 vor dem Zugriff des Läufers d4, ermöglicht aber den entscheidenden Angriff 12. …Sh5 Es droht …Sf4, …Dg5+ und matt. Dagegen hilft 13. Kh2 nicht, Schwarz gewinnt mit 13. …Sf4 14. Dd1 Dh4. Hoffnungslos für Weiß ist auch 13. f4 Sxf4 14. Df3 Lxb2. Es bleibt also nur noch 13. Dd2 Sf4 14. Dxf4, und jetzt nicht 14. …exf4? 15. Lxd4 mit noch unklarem Spiel, sondern 14. …Lxb2! und Schwarz behält einen großen Materialvorteil.

 
 
Auszug aus
"Oh wie schön ist Panama |Bericht von einem lange Zeit „weißen Fleck“ in der Turnierlandschaft"
erschienen in

SCHACH MAGAZIN 64, Januar 2012

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  Remisschluss einmal anders

Zu der nachstehend abgebildeten Stellung kam es am im Januar beim Open in Gibraltar zwischen zwei Spielern der Weltklasse. Weiß hat einen Bauern mehr, kann aber die Punkteteilung – zu der es mehrere Wege gibt – nicht verhindern:

 

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